BROADCAST - NEUES AUS DER IT WELT UND VON VICARDION

FRAGWÜRDIGE EINKAUFS-APPS

In letzter Zeit motivieren immer mehr Supermärkte u. Einzelhandelsgeschäfte ihre Kunden, mit den unterschiedlichsten Mitteln, die eigene Einkaufs-App zu nutzen. Die Apps ersetzen nach und nach Bonuskarten wie z.B. die DeutschlandCard oder PAYBACK.

Obwohl ich persönlich diese Bonuskarten ganz bewusst nie genutzt und auf die Boni gerne verzichtet habe, spricht grundsätzlich nichts gegen Bonusprogramme oder sonstige Belohnungsaktionen. Allerdings ist es bei mir so, dass ich im Einzelhandel einfach nur so schnell wie möglich einkaufen möchte. Dabei will nichts über mein Einkaufsverhalten, meine Familienverhältnisse, meine Körpergröße, meine Postleitzahl oder ähnliches preisgeben.

Doch neulich habe ich in einem großen Supermarkt ein paar Mal hintereinander und bei mehreren Produkten eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Bei einigen Produkten waren, im Vergleich zu den Durchschnittspreisen anderer Supermärkte, an den Produkten deutlich überhöhte Preise angebracht. So kostete z.B. eine Avocado regulär 1,69 €. Es sei denn, man nutzt die Einkaufs-App, dann bekommt man diese Avocado für 1,19 €. In allen anderen Supermärkten in denen ich davor und danach war, lagen die regulären Preise zwischen 0,99 € und 1,29 €.

Ganz offensichtlich werden hier nicht die Teilnehmer des Bonusprogramms mit Preisnachlässen belohnt, sondern die Kunden die die App nicht nutzen mit überhöhten Preisen bestraft. Ja, man kann das Produkt liegen lassen oder in einem anderen Markt kaufen. Die Tendenz ist aber dennoch besorgniserregend. Stellen Sie sich vor, dass macht Schule und man kommt ohne diese App nicht mehr an preiswerte Lebensmittel dran. Es werden 30-60 % höhere Preise erzwungen und das nur weil man seine Privatsphäre und seine personenbezogenen Daten für schützenswert hält.

Daten und Informationen sind sehr wertvoll. Viel wertvoller und schützenswerter als manche denken. Täglich werden mal freiwillig, mal erzwungen Unmengen an Daten gesammelt. Technologien wie BI und AI machen die Auswertung und Weiterverwertung dieser Daten zum Kinderspiel.

Im Jahre 1998 (damals hatten wir noch nicht mal Mobilfunktelefone) habe ich in meiner Abschlussprüfung eine kontroverse Erörterung zum Thema „der gläserne Mensch“ geschrieben. Was damals einfach nur ein Gedankenexperiment aus dem Bereich Science-Fiction war, ist heute eine nahezu perfekte Realität.

Wir fahren mit fahrenden Computern mit Blackboxen, haben Ortungsdienste in unseren Smartphones, zahlen bei jeder Gelegenheit mit Karten oder Smartwatches und nutzen Einkaufs-Apps. Führt man diese Daten zusammen und wertet sie aus, so ergeben sich plötzlich sehr interessante Zusammenhänge. Aus diesen Daten kann man z.B. ganz leicht schließen wer sich wann, wo und wie lange aufgehalten hat, was und wie oft er einkauft, was die Person gerne isst und ob diese Person über seine Verhältnisse lebt. Interessant dabei ist, dass all diese Daten großen Privatunternehmen gehören. Darüber hinaus hören Amazon, Google, Apple sowie sämtliche sprachgesteuerte Smart-Devices mit, was im Auto oder in den eigenen vier Wänden gesprochen wird.

Ich persönlich halte es für sehr wichtig, dass man mit der wertvollen Ressource „Daten“ sehr bewusst und sorgfältig umgeht und stets die Oberhand über seine eigenen Daten behält. Ich will ganz alleine entscheiden, ob überhaupt und wenn ja, wann welche Daten ich wem überlasse. Solange mich niemand direkt oder indirekt zwingt z.B. Alexa ins Wohnzimmer zu stellen, die Ortungsdienste rund um die Uhr eingeschaltet zu lassen und die Einkaufs-Apps zu nutzen ist für mich die Welt in Ordnung.


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Autor VICARDION